Fortuna lebt- Jürgen Hinz bekommt die Wende hin
Wie das 2:9 gegen Meister Blau-Weiß aus den Köpfen bringen?
Das sah Chefcoach Jürgen Hinz zwischen Freitag und Montag als seine vordringlichste Aufgabe an. Dabei ging der einstige Meistermacher in jeder Hinsicht voran. Er traf als Erster auf der Neuköllner Stadionanlage bei Grün-Weiß ein, sprach noch einmal mit seinem Co-Trainer Peter Wichmann die Taktik ab, bevor er seine Schützlinge in den Matchplan einweihte. „Heute ist Catenaccio angesagt“, kam Angreifer Torsten Schrumpf nicht wirklich frohlockend aus der Kabine, stellte aber gleich klar: „Ich habe nach meiner Verletzung erst einmal trainiert. Es ist mit dem Trainer abgesprochen, dass ich von Mal zu Mal mehr Einsatzminuten bekomme.“
Damit war klar: Heiko Schickgram spielt in der Spitze. Und der erwischte einen wunderbaren Abend mit brillanten Dribblings: energischer Körpereinsatz beim Zweikampf, raffinierte Finten und unwiderstehlicher Zug zum Tor. So vor dem 0:1, als er den Innenpfosten traf und Ulrich Berger das Kügelchen ohne Mühe versenken konnte. Beim 0:2 bediente sich Schicki wieder einmal seiner Spezialpointe: Tückischer Ball mit der Pieke. Grün-Weiß-Keeper Lutz Jeschke wurde jedenfalls mit dem flatternden Ball nicht fertig. „Schicki war super drauf“, anerkannte Andrè wie viele Kollegen neidlos. „So eine geile Nummer habe ich schon länger nicht von ihm gesehen.“
Dass die Neuköllner zu keinem Treffer kamen, ist das große Verdienst von Capitano Jockel Rieck, der den Topangreifer der Gastgeber Stephan Wenze komplett aus dem Spiel nahm. „ Das hat der Jockel hervorragend gemacht“, lobte erfreut Jürgen Hinz. Diese taktische Order des Cheftrainers ging hundertprozentig auf. Auch Ulrich Bergers laufaufwendiges Spiel hinter Schicki gab der Fortuna Struktur. Das Team von Jürgen Hinz und PeterWichmann war bestens auf die Spielweise der Neuköllner eingestellt. „Die schlagen lange Bälle oder schießen aus zwanzig Metern“, umriss Sven Küchler, diesmal „Zeitnehmer“ an der Linie, die etwas biedere Spielgestaltung der Grün-Weißen. Sie kamen in der zweiten Hälfte zu kaum einer realen Chance. Das sprach andererseits für die Biesdorfer, „Fortuna lebt“ konnte ein erschöpfter, aber glücklicher Jürgen Hinz festhalten. Er stand unter einigermaßen Druck. Ohne Pause hatte er seine Jungs lautstark motiviert. Sie folgten dem teilweise explodierenden Trainer total. In der Kabine genoss der ansonsten moderierende Coach still und zufrieden den so wichtigen 2:0-Erfolg. Sein Credo außerhalb des Platzes: „Nicht so viel reden, sondern machen.“ Eins steht wohl fest: Wer sich nicht selbst ordentlich fit macht, bekommt mit Chefcoach Jürgen Hinz Probleme. Im Umkehrschluss: Kann er seine Philosophie auf die Gruppe übertragen, wird Fortuna nicht zu den Absteigern gehören. Der erste größere Schritt zu diesem Ziel könnte das 2:0 in Neukölln gewesen sein. Es war ein Sieg des Teamspirits, den auch Hocki Hallmann im Tor, Thomas Radatz, Rainer Wetzorke, Jörg Müllex in der Defensive sowie Peter Wichmann, Andrè Weise und Torsten Schrumpf in der Offensive mit einer kompakten Performance sicherten. „Wir sind im Soll, nach unten wie nach oben“, hatte Capitano Jockel wieder einmal die Situation kurz und treffend eingeordnet. Tatsächlich – die Fortuna lebt.