Kabinengeflüster XXIX Bäckerbursche Casi und sein Sahnehäubchen

12. Dezember 2011

weise_gottfriedWie heißt doch gleich der Gegner ? Ach ja,  Anadolu-Umutspor. Wo ist er platziert ? Auf Rang 13, Vorletzter. Besondere Kennzeichen ? Die zweithäufigsten Gegentore: 40! Da sollte doch für die Fortuna locker ein Dreier drin sein. Auf jeden Fall hatte Capitano Jockel Rieck das Vorhaben der Grünen deutlich gemacht, „ die ach so wertlose und doch fürs Ego so schmeichelhafte Herbstmeisterschaft“ nach Biesdorf zu holen.


Einer der wenigen, die auf die Euphoriebremse traten, war Berlins Kulttrainer Manne Schickgram. Seine Prognose schlug voll ein: „1:0“. Wahrscheinlich sah der „alte Fuchs“ sofort, dass Coach Jürgen Hinz Personalprobleme und kaum Alternativen zum Wechseln hatte. So musste in der Schlussphase sogar Defensiv-Allrounder Jörg Müller in vorderster Front ran…

Es blieb gegen die erstaunlich frech kombinierenden und spielfreudigen Gäste bis zum Abpfiff eine Zitterpartie. Da musste Torsten (Vonni) Vonhoff  kurz vor Schluss an seinen Super-Auftritt von Siemensstadt ( 0:0) anknüpfen. Da „hexte er den Ball mit einem irren Reflex aus dem Torwinkel“, wie der neue Stücke-Schreiber Jockel den Nachfolger vom überragenden Henry Rembach adelte. Die Mannschaft weiß, was sie inzwischen an Vonni  hat. Torhüter-Probleme kennt die Fortuna nicht. Denken wir nur an die Option Paule Wietgrefe…

Auch Sven(Tute) Lehmann hatte eine Momentaufnahme, die Mitspieler wie Beobachter verblüffte. Ein Supertackling ( wie Jürgen Kohler in besten Tagen) erstaunte auch Heiko Schickgram, der inzwischen den Landesligisten Köpenicker SC trainiert: „ Da hat Tute doch was bei mir gelernt.“ Wie passt so eine gnadenlos harte wie saubere Grätsche zu einem Typen, der auf dem geradelten Weg zum Grabensprung auch schon mal eine lyrische Ader verriet: „Wisst ihr, in wie vielen Farben Krokusse blühen können ? Lila, gelb, weiß, rötlich, blau und was weiß ich in welchen Farben noch…“

Schwarzärgern mussten sich die Offensivspieler: Fighter und Sprinter Peter Wichmann wurde von seiner Chance nach 60 Sekunden offenbar überrascht. Nach einer Viertelstunde ließ der Toptorjäger der letzten Jahre, Torsten Schrumpf (Peter hatte fein aufgelegt), die Führung aus. Fünf Minuten später stieg Perpetuum mobile ,Mike Gross,  die „Himmelsleiter“ hoch, doch er bekam nicht ausreichend Power hinter den von Torsten raffiniert hereingezwirbelten Flankenball. Klares Chancen-Plus für die Fortuna – aber in der Folge „auch zu viele Fehlpässe“, wie Jürgen Hinz zur Pause berechtigterweise monierte.

Der Erlöser kam schließlich aus dem Umkreis der Biesdorfer Kirche: Carsten (Casi) Staaks zündete eine „Wunderkerze“ vorm 3. Advent.

Sein lichter Moment ließ alle Schatten verschwinden. Mit seinem genialen 20-Meter-Volley-Knaller nach Torstens „unendlichen“ Flugball brachte der Präzisionsschütze Glanz in die Hütte. „Ich habe einfach alles riskiert“, sprudelte es aus ihm heraus. „ Volley nehmen, draufhalten und treffen. Ohne Glück funktioniert das natürlich nicht. Bei so einer Nummer kannst du auch ganz blöd aussehen…“ Es war schon Casis fünfter Treffer für die Kleinfeldkicker der Fortuna. Diesmal mit der verpflichtenden 10 statt der 11 auf dem Rücken. „Auf dem Großfeld habe ich erst zweimal getroffen“, erzählt der 44jährige, der schon immer „am liebsten Libero spielte oder im zentralen Mittelfeld.“

Bei den ersten Schritten zum Grabensprung, vorbei an der Biesdorfer Kirche, nahm ihn Vater Peter an die Hand. Später wurde sein Talent auch im TZ Lichtenberg entdeckt. „Da hab`ich auch in der Stadtbezirksauswahl gespielt.“ Als es jedoch darum ging, Casi auf die Kinder – und Jugendsportschule zu schicken, waren Ingrid und Peter Staaks strikt dagegen. Casi: „Meine Eltern hatten nicht die besten Erfahrungen gemacht. Bei meiner Schwester Ute, die Turnerin war, lief alles nicht so super ab.“ Außerdem, so Casi „ hatten meine Eltern ein Lebensmittelgeschäft, waren also im Einzelhandel tätig. Und das war ja zu Ostzeiten nicht unbedingt förderlich für eine sportliche Karriere.“ So blieb Casi in der Tradition der Familie: „Wie mein Opa und mein Onkel lernte ich Bäcker.“ Nicht verlernt hat er, wie man ein Sahnehäubchen serviert. Ein Leckerbissen – noch vor der Ente im Sportcasino bei Georg.

Dort outete sich Uwe Rutenberg als ein Trainer, der Casi  „sieben bis acht Jahre“ betreute. Auch der umsichtige Schiedsrichter Klaus Strehlow – der Gegenentwurf zu dem tänzelten und ebenso geschätzten Schiri Fritz Wuttke – war von Casis  Wahnsinnstor begeistert. Doch der bald 75jährige Mann an der Pfeife hat in seinem persönlichen Ranking zumindest ein Tor vor Casis 1:0 platziert. Auf der Internetseite von Lichtenberg 47 verrät  Klaus Strehlow: „ Mein schönstes sportliches Erlebnis: Das Fritz-Walter-Tor am 6. Oktober 1956 im Leipziger Zentralstadion.“ Für all die später Geborenen – außer Lexikalist Müllex – diese Fußnote: Es war das Wunder- Hackentrick-Tor im Flug nach vorn vom Weltmeister Fritz Walter beim 5:3-Sieg im deutsch-deutschen Gipfel der Lauterer gegen Wismut Aue.

Also, Casi – es ist noch etwas zu toppen!!!

Was so ein einziges winziges Törchen doch bewirken kann…Präsident Dr. Gerhard Schreiber hatte so eine ausgelassene Großfamilie beisammen. Voran die sehr präsente und tanzlustige weibliche Riege. Auch Micha Schuth und Henry Rembach, herausragende Leistungsträger in der Meistersaison und jetzige „Fünfziger“, suchten die Nähe zu ihrer einstigen Mannschaft. Manne Schickgram fachsimpelte bestens gelaunt mit seinem langjährigen Widersacher, Ex-Fortunen-Keeper Iwan Kalkais. Uli Berger machte vier Wochen nach seiner Meniskus-OP schon wieder eine ganz gute Figur – beim Tanzen. Andrè Weise tröstete sich mit seinen sieben Toren („ Erst mal bleibe ich bis zur Rückrunde vorn“) über seine Lendenwirbel-Blockade hinweg. Jockel Rieck freute sich auf seinen neuen Report mit „der ach so wertlosen und doch fürs Ego so schmeichelhaften Herbstmeisterschaft.“

Glückwunsch – und schreib`s auf !

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