Kabinengeflüster VIII

15. Dezember 2008

SVENinho, ein Viererpack und

Gerdchen wie Multi Magath

weise_gottfried
Es sollte eine fröhliche Weihnachtsfeier werden. In Georgs Casino wurde alles dafür getan – festliches Flair in allen Ecken, leckere Sachen appetitlich aufgetafelt und sogar der legendäre Mann im knallroten Mantel mit dem weißen Rauschebart hatte seinen Auftritt angekündigt. Doch Dr. Gerhard Schreiber, der 1. Vorsitzende der Fortuna aus Biesdorf, wusste: „ Richtige Stimmung kommt nur nach einem Sieg gegen die Adler aus Berlin auf…“

Jetzt war Gerdchen Schreiber als Trainer gefragt. Ähnlich wie der Multi-Funktionsträger Felix Magath (Geschäftsführer, Sportdirektor und Trainer in Wolfsburg) engagiert sich der studierte Wirtschaftsexperte, natürlich ein paar Treppenabsätze tiefer, an mehreren Fronten bei der Fortuna. Als Coach hat er seinen „leistungsbezogenen Vertrag“ ( schlag nach beim Chronisten Micha Schuth) im Sommer um ein Jahr verlängert. Das sei „von allen Spielern erfreut zur Kenntnis genommen“ worden. Dabei fährt der Trainer der 7er Ü40, im Ansatz durchaus mit „Quälix“ Magath vergleichbar, keinen Schmusekurs. Er fordert stets volles Engagement und geht mit Lob alles andere als verschwenderisch um. Würde Gerhard Schreiber die Mannschaft nach drei Niederlagen am Stück zum Jahresausklang noch erreichen ? Er wich nicht von seiner üblichen Strategie ab und predigte eindringlich: „ Reden, Helfen und den Gegner sofort mit einer aggressiven Körpersprache beeindrucken.“  Es folgten die besten 30 Minuten, die ich in den vergangenen zwei Spieljahren von der „Eliteeinheit“ des Vereins gesehen habe; Aggressive Zweikämpfe von Müllex (Müller), dynamische Tempovorstöße von Jockel (Rieck) Pässe vom Feinsten von Jürgen (Hinz), gekonnte Dribblings von Micha (Schuht, Klassevorarbeit zum 4. Treffer), tolle Sprints von Peter (Wichmann)– und erstaunliche Killer-Qualitäten von Torsten (Schrumpf) So hatte man sich den „Neueinkauf“ vom Wartenberger SV schon früher gewünscht. Schicki, Wortführer auf der starken Bank, lästerte: „ Wie ein Brasilianer, braucht eben erst ein halbes Jahr Anlaufzeit. Das rauhe Klima, der nasse Belag…“ So ein paar Sticheleien muß schon einer aushalten, der in einer Truppe mit ausgesprochenen Helfersyndrom (nennen wir es Teamgeist) hin und wieder zu sehr den Egozentriker heraushängen lässt und den besser postierten Kollegen „übersieht“. Immerhin, die Zahlen sprechen für den „Ibisevic von Biesdorf“: 12 Einsätze, 11 Tore, darunter der Viererpack gegen die Adler. „Bei Blau Weiß habe ich schon mal drei Dinger gemacht“, erinnert Torsten an seinen ersten Hattrick im Fortuna-Trikot, wobei es „damals erst in der zweiten Halbzeit klappte.“ Wie verlief der Karriereweg des nur mittelgroßen, aber flinken Torjägers ? Aufgewachsen ist er in Schlotheim, einem thüringischen Ort zwischen Hainleite und Tal der Unstrut, nur eine Winzigkeit größer als Hoffenheim. Dort entdeckten ihn Späher für die Leichtathletik. „Im Sprint und auf der Mittelstrecke hatte ich meine Stärken. Ich war schon auf dem Sprung ins Leistungszentrum Erfurt. Doch da ich ewig nicht wuchs, wurde daraus nichts.“ Zum Fußball kam er erst mit 17. Bei der zweitklassigen DDR-Liga-Mannschaft von Vorwärts Kamenz (Ostsachsen) spielte Torsten Schrumpf u. „mit den ehemaligen Leipziger Lok-Spielern Altmann und Schöne in einer Mannschaft“.  Nicht so oft als Torschütze konnte sich bisher Sveni feiern lassen. Doch diesmal hatte er einfach keinen Bock darauf, es nur auf die Einfache zu machen. Sven Küchler griff tief in die Trickkiste und vollendete edel wie einst Madjer mit dem Hacken. „SVENinho“ war geboren. Dass aber die unwissenden Kollegen nicht etwa glauben, der Madjer-Absatzkick sei ein brasilianisches Produkt, klärte Müllex (Jörg Müller), das lebende Fußball-Lexikon, noch auf dem Platz Sveni auf: „Hey, Du, der Madjer ist ein Algerier. Der hat mit diesem Absatzkick 1987 in Wien dem FC Porto zum Sieg gegen die Bayern verholfen. Kannst Du Dich noch an den 27. Mai erinnern ? Da stürmte noch der Dieter Hoeneß für die Bayern…“ Eh, laß` gut sein, kaputter (positiver) Typ – hat sich vielleicht Sveni in dem Moment gedacht. Trotzdem konnte er sein Sambator noch nicht im Stillen genießen. Denn die Nachfrage bei den Kollegen war groß. „ Wann kann ich bei dir Privatunterricht nehmen?“, fragte Andre süffisant. Der Konter: „ Leider bis Februar ausgebucht.“ Raimund trat Sven als Anwalt bei: „ Aber bis Februar 2010, nicht etwa 2009…“Alle hatten Spaß, alle wollten beim Jahresausklang dabei sein – und alle bekamen von Coach Gerd Schreiber auch die Chance. Seine Order beim 6:1-Halbzeitstand Leistungsträger raus, Bankhalter rein: Sveni (Küchler), Mario (Gläß), Raimund (Kluge), André (Weise) Rotation pur. Souveränität und Spielsicherheit gingen vorübergehend in die Binsen. Doch die rechtzeitig wieder eingewechselten Stammkräfte, jetzt vom cleveren Schicki (Heiko Schickgram) dirigiert, kippten die Partie zum 9:3. Gelungener Befreiungsschlag! Anteil daran hatte in der kritischsten Phase auch der baumlange Henry (Rembach) in der Kiste. Viele meinten, dass Old- Henry diesmal ein paar Bälle entschärft hätte, die ihn ansonsten bei „Flutlicht-Spielen“ zum Verhängnis geworden wären. Gerdchen Schreiber lüftete das Geheimnis: „ Beim letzten Training kratzte er unglaubliche Bälle raus – mit Brille. Im Spiel hat Henry aber immer darauf verzichtet. Diesmal konnte ich ihn überreden, mit Brille zu spielen.“ Ein Torhüter mit John-Lennon-Brille und neuem Durchblick. Es passte zum launigen Abend, dass André dem spät Einsichtigen in der Kabine folgendes Angebot machte: „Du, Henry, ich spendier`dir sogar aus der Mannschaftskasse eine neue Brille, wenn du uns damit 20 Punkte mehr holst…“Auch Coach Gerhard Schreiber schmunzelte und teilte seltenes Lob aus: „ Heute hat die Mannschaft ihr wirkliches Potential abgerufen. Wir waren aggressiv in den Zweikämpfen, standen nah am Mann und haben die Angriffe mit Überzeugung abgeschlossen. Jeder hat 100 Prozent gegeben. Wir haben miteinander geredet. Jeder hat dem anderen geholfen.Danke Männer. Jetzt können wir auch besser feiern.“ Und nebenbei ganz prima zusammen mit 1. Herren – und ich mit Vater Schickgram bei einem Körnchen und einem Bier. Im Casino von Georg wechselte Gerdchen aus dem Arbeitsanzug des Trainers in die Rolle des 1. Vorsitzenden von Fortuna Biesdorf – in Dr. Gerhard Schreiber. Er dankte den Frauen und Freundinnen seines kickenden Personal, dem wichtigen Team der Sponsoren, der Casino-Mannschaft um Georg sowie seinen „alten Säcken“, den 40ern aus der 7er Verbandsliga. Eine spezielle Streicheleinheit bekam SVENinho nach dem offiziellen Statement vom Trainer. Da zeigte Gerdchen, dass er nicht nur eine Art „Quälix“ Magath sein kann, sonder ganz einfach auch ein Mann mit normalen Emotionen.

Fortuna kann nur hoffen, dass es beim Multi-Schreiber bleibt…

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